Hätte jemand Michaela Hargitai vor ein paar Jahren gesagt, dass Sie heute als Heilpädagogin im Zentrum für Entwicklungsförderung (ZEF) arbeiten würde, hätte sie es vielleicht nicht geglaubt. Damals war sie noch als Elementarpädagogin in einem Kindergarten tätig. Doch Michaela war schon immer besonders an der Arbeit mit Kindern mit Beeinträchtigungen interessiert, wobei sie den Begriff „Beeinträchtigungen“ eigentlich nicht mag, da sie sich viel lieber an den Stärken und Kompetenzen von Menschen orientiert.

Michaela Hargitai ist aber nicht „nur“ Elementarpädagogin und Inklusive Elementarpädagogin, sondern auch ausgebildete Tänzerin und Choreographin sowie Tanzpädagogin. Auch in diesem Beruf hat sie viele Jahre gearbeitet und kann aus dieser Zeit noch das Vermögen Querzudenken und ein hohes Maß an Flexibilität mitnehmen. Heute ist sie eine wichtige Mitarbeiterin im ZEF und trägt zur Stärkung und Entwicklung vieler Kinder im Alter bis zu 10 Jahren bei. Ein Schritt, den sie keine Sekunde bereut hat.

Begonnen hat Michaelas Reise im ZEF im November 2023, als sie sich für die Stelle als Heilpädagogin bewarb. Zuvor hatte sie bereits 13 Jahre Erfahrung als Elementarpädagogin und pädagogische Leitung gesammelt und entschied sich, ihre Karriere durch eine Ausbildung zur inklusiven Elementarpädagogin an der Pädagogischen Hochschule Wien weiterzuentwickeln. Diese berufsbegleitende Ausbildung erstreckt sich über zwei Jahre und ist stark praxisorientiert.

„Ich war begeistert, als ich das ZEF zum ersten Mal sah. Ich habe gedacht, dass es nichts von einem Ambulatorium hat, es ist viel eher wie ein Wellnesshotel für Kinder“, erinnert sich Michaela strahlend. Die Räume sind liebevoll gestaltet, jeder mit einem eigenen Schild, es gibt einen Eisbären- oder Schildkrötenraum und die Kinder laufen freudig zu ihren Therapie- und Förderbereichen. „Ich wurde sofort herzlich aufgenommen und fühlte mich immer als Teil des Teams.“

EIN TYPISCHER ARBEITSTAG

Kommt ein Kind zu Michaela beginnt die Arbeit mit einem Anamnesegespräch mit den Eltern. Themen wie Selbstständigkeit im Alltag, Sprachentwicklung, motorische Fähigkeiten, persönliche Vorlieben und familiäre Situation werden besprochen, um ein umfassendes Bild des Kindes zu erhalten. Danach folgt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzt:innen, Therapeut:innen und Psycholog:innen, um die bestmögliche Unterstützung für jedes Kind zu gewährleisten.

„Jeden Tag freue ich mich darauf, zur Arbeit zu gehen“, erzählt Michaela. „Wir arbeiten eng im Team zusammen, tauschen uns regelmäßig aus und unterstützen uns gegenseitig. Es ist ein ganz anderes Niveau der Zusammenarbeit im Vergleich zu meinen bisherigen Erfahrungen in anderen Institutionen.“

HAUPTAUFGABEN UND VERANTWORTLICHKEITEN

Als Heilpädagogin fokussiert sich Michaela darauf, die Stärken und Ressourcen der Kinder zu fördern, auch wenn es Defizite gibt. Die Entwicklungs- und Bildungsarbeit steht dabei im Vordergrund. Kinder sollen ihre Gefühle und Bedürfnisse benennen oder ausdrücken können. „Wir arbeiten daran, ihre Persönlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit zu stärken“, erklärt Michaela.

Ein besonderes Highlight ihrer Arbeit war die Sommergruppe mit der Therapiehündin Benazir. „Es war großartig zu sehen, wie ein Kind, das anfangs sehr schüchtern war, durch die Arbeit mit dem Hund über sich hinauswuchs. Es hat gelernt, klare Körpersignale zu geben und Vertrauen aufzubauen. Solche Erfolgserlebnisse motivieren mich jeden Tag aufs Neue.“

HERAUSFORDERUNGEN UND MOTIVATION

Die Arbeit im ZEF bringt auch viele Herausforderungen mit sich, wie die Begleitung von Kindern mit Fluchterfahrungen oder die Erkennung von Entwicklungsrisiken. „Es ist manchmal wie Detektivarbeit, um herauszufinden, warum ein Kind z.B. stolpert – ob es schlecht sieht oder ob es motorische Einschränkungen gibt“, sagt Michaela. „Man muss genau beobachten und analysieren, um die beste Unterstützung bieten zu können. Wichtig ist auch, dass die Ziele der Eltern und der Heilpädagogik Hand in Hand gehen.“ Michaela Hargitai erklärt: „Manche Eltern hegen den verständlichen Wunsch, dass das Kind möglichst schnell wieder gesund ist, aber die Dinge brauchen oft Zeit und nicht immer können wir alles „heilen“, da weckt der Beruf „Heilpädagogik“ auch manchmal falsche Vorstellungen.“

PERSÖNLICHE EINBLICKE

Michaela ist trotz der Herausforderungen begeistert von ihrem Beruf und sieht ihn als Berufung. „Die Arbeit hier hat mein Leben zum Positiven verändert“, erzählt sie. „Obwohl ich 30 Stunden arbeite und zusätzlich studiere, bin ich weniger erschöpft als früher. Meine Familie sagt, ich sei wie ausgewechselt.“

Für die Zukunft wünscht sich Michaela, so lange wie möglich im ZEF arbeiten zu können und weiterhin die Entwicklung der Kinder zu fördern. „Ich freue mich auf alles, was noch kommt“, sagt sie lächelnd. „Es gibt nichts Schöneres, als Kinder auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Fortschritte mitzuerleben.“

Mit ihrer Geschichte inspiriert Michaela Hargitai nicht nur ihre Kolleginnen und Kollegen, sondern auch viele andere, die sich für eine Karriere in der Heilpädagogik interessieren. „Einfach machen. Wenn du es nicht probierst, wirst du dir ewig den Kopf zerbrechen, was gewesen wäre, wenn du es getan hättest“, rät sie allen, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten.